Das Oktoberfest in München fand erstmals im Oktober 1812 statt, als anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen fünf Tage lang ein rauschendes Volksfest gefeiert wurde. Den krönenden Abschluss der Feierlichkeiten bildete ein Pferderennen zu Ehren des Brautpaares, das auf einer Wiese vor den Stadtmauern veranstaltet wurde. Benannt nach der Braut heißt sie noch heute Theresienwiese. Das Pferderennen erfreute sich so großer Beliebtheit, dass der bayerische Königshof beschloss, es im folgenden Jahr zur selben Zeit zu wiederholen. So nahm die Geschichte der Wiesn als jährliches Volksfest ihren Lauf.
Zum Pferderennen gesellten sich schnell weitere Attraktionen. 1811 wurde das Landwirtschaftsfest aus der Taufe gehoben, bei dem die schönsten Pferde und Ochsen prämiert wurden. Noch heute findet das Bayrische regelmäßig alle vier Jahre im Rahmen des Oktoberfestes statt. Das Pferderennen als fester Bestandteil des ursprünglichen Volksfestes wurde hingegen 1938 eingestellt und seither nur zu ganz besonderen Anlässen wieder ins Leben gerufen.
1813 fiel das Oktoberfest kriegsbedingt aus, doch von da an wuchs das Fest von Jahr zu Jahr. Es kamen Klettergerüste und Schaukeln hinzu. Das erste Karussell wurde 1818 aufgestellt, und Losbuden lockten mit der Aussicht auf einen schnellen Gewinn vor allem die ärmere Landbevölkerung an. Obwohl das Fest im Laufe der folgenden Jahre noch einige Male wegen einer Epidemie oder Krieg ausfallen musste, hatte es längst seinen festen Platz im Kalendarium der Stadt München, die heute seit über 180 Jahren als offizieller Veranstalter des Oktoberfestes fungiert, gefunden.
In den 1880er Jahren erlebte das Volksfest die erste große Blütezeit seiner Geschichte, mit Schaubuden und Fahrgestellen, Hähnchenbratereien und Bierständen. 1881 eröffnete hier die weltgrößte Hendl-Braterei, und die ersten Bierzelte, die die Wirte zusammen mit den Brauereien betrieben, wurden 1886 errichtet. Bis heute halten ausgewählte bayerische Brauereien ein Monopol auf den Bierausschank beim Oktoberfest. Elektrisches Licht sorgte schließlich dafür, dass das Fest auf der Theresienwiese auch nach Einbruch der Dunkelheit noch Besucher anzog, die in den Bierzelten bei Musik und dem Wiesn-Märzen, einem speziellen Starkbier, ausgelassen feierten. Auch wurde das Fest in die etwas wärmeren Tage des Altweibersommers im September vorverlegt und zeitlich auf zwei Wochen ausgedehnt. Im Jahr 1910, zum 100sten Geburtstag des Oktoberfests, war die Kapazität der Bierzelte auf mehrere Tausend Besucher angewachsen. Das größte Zelt, die Bräurosl, bot 12.000 Gästen Platz.
Doch ab Mitte der 1910er Jahre musste auch die Wiesn den Zeitläuften Tribut zollen. Im Ersten Weltkrieg, während der Inflation Mitte der 20er Jahre und schließlich während des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegsjahre wurde das Fest entweder ganz abgesagt oder in wesentlich bescheidenerer Form als kleines Herbstfest auf der Theresienwiese durchgeführt.
1950 führte der damalige Münchner Oberbürgermeister Thomas Wimmer die wohl bekannteste Tradition der Wiesn ein: das Anzapfen. Mit den Worten „O’zapft is!“ schlägt seitdem das Stadtoberhaupt am ersten Wiesn-Tag um Punkt 12 Uhr mittags das erste Bierfass an und eröffnet mit den besten Wünschen für eine „friedliche Wiesn“ offiziell das Fest.
Doch nicht immer verlief das Fest tatsächlich so friedlich wie erhofft. 1980 wurden bei einem Bombenattentat am Wiesn-Haupteingang 13 Menschen getötet und über 200 verletzt. Ein Gedenkstein erinnert an diesen Anschlag, einen der schwersten in der deutschen Geschichte.
Heute ist das Oktoberfest das größte Volksfest der Welt. Mit einer Fülle hochmoderner, attraktiver Fahrgeschäfte und landestypischer Kulinarik lockt es als Familienfest für Groß und Klein alljährlich über 6 Millionen internationale Besucher nach München.
Seit 2010 gehört eine weitere Attraktion als fester Bestandteil zum Oktoberfest. Auf dem Areal des Landwirtschaftsfestes wird die gefeiert, ein historisches Volksfest, das mit dem Charme traditioneller Fahrgeschäfte und Festzelte bezaubert und bei seiner Premiere mit mehr als einer halben Million Besucher alle Erwartungen der Veranstalter übertraf.