Oktoberfestbier, das flüssige Gold der Wiesn
Ein Maß Oktoberfestbier ist das Maß aller Dinge, zumindest was hohe bayrische Braukunst angeht. Jedes Jahr wieder wetteifern auf der Wiesn sechs Münchner Traditionsbrauereien – denn nur die dürfen dort Bier ausschenken – um durstige Kehlen.
Exklusiv für die Wiesn gebraut
Und wer’s noch nicht gewusst hat: Das auf dem Oktoberfest ausgeschenkte Bier ist speziell dafür gebraut und schon deshalb etwas ganz besonderes. Das untergärige, helle Oktoberfestbier mit dem feinherben, süffigen Geschmack hat eine höhere Stammwürze und ist mit satten 6 % Alkoholgehalt wesentlich gehaltvoller als gängiger Gerstensaft. Der etwas geringere Kohlensäuregehalt sorgt dafür, dass der zünftige Gerstensaft wesentlich zügiger durch die durstige Kehle rinnt. Wer also das Fest mehr als „eine Maß lang“ in vollen Zügen genießen möchte, begleitet besser das kühle Nass mit zünftigen bayrischen Schmankerln wie knusprigem Hendl oder deftiger Schweinshaxe, die die solide Basis für einen ganzen Tag Wiesngaudi bilden. Es versteht sich von selbst, dass das legendäre Oktoberfestbier nach dem Münchner Reinheitsgebot gebraut ist, das seit 1487 Grundlage traditioneller Bierbraukunst ist und vorschreibt, dass nichts anderes als Wasser, Gerstenmalz und Hopfen enthalten sein darf. Oktoberfestbier ist ein markenrechtlich geschützter Begriff, der nur von folgenden Traditionsbrauereien in München benutzt werden darf:
Eine besondere Rolle kommt dabei der Augustinerbrauerei zu. Sie datiert aus dem Jahr 1328 und ist damit die älteste aller Traditionsbrauereien von München. Sie ist die einzige Brauerei, die noch traditionelle Holzfässer zur Lagerung des Bieres verwendet. Auf dem Oktoberfest wird das Augustiner noch ganz stilecht aus 200 l Holzfässern ausgeschenkt und gilt daher einhellig als das beste auf dem Oktoberfest.
Biergenuss für jeden Geschmack
Abgesehen vom feinherben, süffigen Geschmack, mit dem alle Oktoberfestbiere den Gaumen verwöhnen, hat jeder Gerstensaft seinen ganz eigenen persönlichen Charakter sowie einen etwas abweichenden Alkoholgehalt. Er reicht von 5,8 % bei Hacker-Pschorr bis zu üppigen 6,3 % beim Hofbräu. Ob das malzbetonte, körperreiche, leicht süße Spatenbräu, das intensiv goldfarbene, malzaromatische, leicht bittere Märzen von Hacker-Pschorr oder das geschmeidig sanfte, hopfenblumige Hofbräu, hier ist für jeden Bierkenner und passionierten Genießer etwas dabei.
Rasante Preisentwicklung
Wer sich auf der Wiesn ein zünftiges Maß genehmigen will, muss Jahr für Jahr tiefer in die Tasche greifen. Lag der Bierpreis im Jahr 1971 noch bei heutzutage läppisch anmutenden 2,70 DM, so musste der Besucher 2012 durchschnittlich schon 9,30 EUR hinblättern. Seit 2009 hat sich der Bierpreis kontinuierlich jedes Jahr um etwa 3,7 % erhöht. Doch dem Bierkonsum scheint das keinen Abbruch zu tun, denn der ist weiterhin im Steigen begriffen. Wiesn ist schließlich nur einmal im Jahr, das muss gefeiert werden.
Wer das Oktoberfest verpasst hat, für den gilt, das nächste Mal dabei zu sein, denn irgendwann sollte sich jeder mal durch die gleichermaßen leckeren Biersorten kosten. Ganz abgesehen von der einzigartigen Atmosphäre auf dem größten Volksfest der Welt. Wer nicht so lange warten möchte, besucht das und lässt sich dort in die Geschichte der Bierkultur einführen. Natürlich nicht, ohne im dazugehörigen Bierstübl wenigstens eines der legendären Biere probiert zu haben.